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Quartiersfonds 2020

Aktionen, die 2020 mit Zuwendung aus dem Quartiersfonds realisiert werden konnten:

Frühlingsfest »Masleniza«

Der Verein intertreff e. V. führte am 01.03.2020 im MehrGenerationenHaus (MGH) MIKADO das Frühlingsfest „Masleniza“ als öffentliche Veranstaltung durch. Durch diese Aktion sollte das Verständnis der Bürger:innen der Stadt untereinander gefördert werden. Mit dem interaktiven Theaterstück wurden Kontakte geknüpft und vertieft. Für die Bürger:innen, egal welchen sozialen oder kulturellen Hintergrundes, wurde die Möglichkeit eröffnet, sich aktiv an den Veranstaltungen zu beteiligen und sich dadurch gleichzeitig kennenzulernen. Es war eine kostenfreie Veranstaltung, also auch sehr barrierearm. Die Interessierten konnten sich nach Lust und Laune einbringen oder auch einfach nur zuschauen. So wurde ein ansprechendes Programm für Jung und Alt geschaffen, das den sozialen Zusammenhalt und den Gemeinschaftssinn gestärkt hat. Einwohner:innen mit russischem Migrationshintergrund präsentierten den Gästen die Traditionen zu „Maslenzia“. Hierzu wurde eine kurze Einführung in das Thema gegeben. Sitten und Gebräuche (z. B. Schneeballschlacht, Tauziehen oder Besenweitwurf) wurden in kleinen Vorträgen vorgestellt. Die Besucher:innen waren bei diesen Angeboten rund um Sitten und Gebräuche aktiv beteiligt. Das traditionelle kulinarische Programm wurde darüber hinaus durch ein kulturelles Rahmenprogramm, mit Tanzbeiträgen der Tanzgruppe des Vereins intertreff, abgerundet. Die Veranstaltung besuchten 35 Kinder und 40 Erwachsene. An den Aufführungen beteiligten sich 8 ehrenamtliche Mitwirkende sowie 4 Kinder vom Kindertanz intertreff. Die Fördermittel des Aktionsfonds wurden für die Anschaffung von Dekoration und Kostümen, für Geschenke für die Kinder sowie für Aufwandsentschädigungen für die Mitwirkenden verwendet. Besucher:innen der Veranstaltung lobten die Aktion sehr und waren auf die Folgenden im Jahr 2021 sehr gespannt. Die angeschafften Dekorationselemente und Kostüme werden bei zukünftigen Veranstaltungen weiterhin verwendet.

Orientalisches Frühstück zum internationalen Frauentag

Die Veranstaltung von Amira Helm wurde in den Räumlichkeiten des MehrGenerationenHauses MIKADO im Rahmen der Frankfurter Frauentagswoche angeboten. Es gab kulinarische Frühstücksgerichte aus orientalischen Ländern wie Marokko, Tunesien, Algerien, Syrien und dem Libanon. Neben der Umrahmung mit orientalischer Musik konnten die Gäste den orientalischen Tanz mit Amira genießen und sich aktiv beteiligen. Für Kinder gab es eine Tombola. Die wichtigsten Ziele dieser Veranstaltung waren die kreative Einbeziehung von Geflüchteten in die Stadtgesellschaft sowie deren aktive Teilnahme. Damit einhergehend sollte die Solidarität zwischen Geflüchteten und Frankfurter:innen gefördert werden. Die orientalische Küche sollte Frankfurter:innen näher gebracht werden. Diese Veranstaltung bot eine Vernetzung von Interessierten vor Ort dar. Hierbei wurden weitere Ideen und auch persönliche Erfahrungen untereinander ausgetauscht. Die Aktion war ein Startpunkt für ein regelmäßiges monatliches Treffen von Frauen im MGH MIKADO, die es ermöglichen, gemeinschaftliche Aktivitäten von Frankfurterinnen und geflüchteten Frauen, wie z. B. im Bereich Sport, zu fördern. Hierfür wurden ehrenamtliche Helfer:innen gewonnen. Veranstaltungen mit geflüchteten Frauen und Frankfurterinnen setzen ein solidarisches Zeichen und fördern ein gutes Miteinander. Gleichzeitig kann so einem diskriminierenden und rassistischen Verhalten entgegengewirkt werden. Diese Veranstaltung stellte einen wichtigen Beitrag zur Willkommenskultur der Stadt Frankfurt (Oder) dar und stärkte das Selbstbewusstsein von Frauen. Mit dem Aktionsfonds wurden die Zutaten für das Essen sowie für die Raummiete im MGH MIKADO getragen.  
 


Nachbarschaftshilfe

Aufgrund der zu diesem Zeitpunkt aktuell nicht ausreichenden Versorgungslage von Bürger:innen mit Schutzmasken während der Covid-19 Pandemie veranlasste Utopia e. V. mit ihrem sozialen Beitrag dazu, lokale Strukturen zu unterstützen. Sie beteiligten sich zusammen mit dem Slubfurt e. V an der Verteilung von Lebensmitteln an Risikogruppen. Hierfür wurden sie auch auf der gemeinsamen Internetseite „ff-hilft“, ebenso wie das Freiwilligenzentrum Frankfurt (Oder), aufgenommen. Für diese Aktion wurden viele Schutzmasken benötigt, die an die Bürger:innen verteilt wurden, um vordergründig die nachbarschaftliche Selbsthilfe zu fördern und zu unterstützen.

Zielsetzung war es, Schutzmasken zum alltäglichen Tragen selbst herzustellen. Vor allem als Verein eher junger Menschen wollten sie zum einen der Risikogruppe, eher älteren Menschen, helfen und zum anderen junge Menschen aufklären und motivieren, sich eigenverantwortlich zu verhalten und auch andere Menschen zu unterstützen. Die Aktion sollte darüber hinaus helfen, den Zusammenhalt der Bewohner:innen im Innenstadtbereich Frankfurts weiter voranzubringen. Ende Mai 2020 wurde mit der Herstellung der Schutzmasken durch Ehrenamtliche begonnen. Dafür wurden die Vereinsräume sowie eine eigene Nähmaschine genutzt. Die fertigen Masken wurden verschenkt und gespendet.

Mit Flyern und über eigene persönliche Kontakte wurde auf die vorhandenen Masken aufmerksam gemacht. Weitere Online-Öffentlichkeitsarbeit war nicht nötig, da der Bestand schnell aufgebraucht war. Bis zum 30. Juli wurden etwa 300 Schutzmasken genäht. Das Material bestand aus einem Filterstoff aus Baumwolle und einem Deckstoff sowie Gummibändern. Mittels des Aktionsfonds konnte alles finanziert werden. Die Eigenmittel des Vereins bestanden aus der Nähmaschine sowie den Nähnadeln.

Die Aktion war sehr erfolgreich. Zum einen aufgrund der Produktion von Masken, jedoch vor allem auch aufgrund der Sensibilisierung der Menschen für die Sinnhaftigkeit des Tragens einer Schutzmaske und die so erlebte und gestärkte Solidarität und des Zusammenhaltes der Menschen in der Stadt.

Frankfurt (Oder) zwischen den Zeiten

Die Fotoausstellung „Frankfurt (Oder) zwischen den Zeiten“ zeigte in der nach dem Lockdown wieder eröffneten Kulturmanufaktur Gerstenberg 30 Aufnahmen der Frankfurter Fotografin Ricarda Heidemann. Im Zentrum standen Menschen, die sich im öffentlichen Frankfurter Raum bewegten und zwar vor und nach der Corona-Krise. Eindrucksvolle Momentaufnahmen einer besonderen Pandemie-Zeit stehen im Kontrast zu Fotos mit unbeschwerten Menschen in einer Zeit ohne Infektionsschutzmaßnahmen. Die Fotografin kommt aus der unmittelbaren Nachbarschaft des soziokulturellen Zentrums KUMA und begleitete die Ausstellung mit Gesprächsrunden zur Stadtwahrnehmung und Solidaritätsbewegungen in der Covid-19 Zeit, davor und danach. Es stand ein Sammelkasten bereit, in dem Besucher:innen ihre Antworten auf eine kleine Umfrage rund um das Erleben von Nachbarschaft und Solidarität zu Zeiten der Krise werfen konnten. Die Ausstellung dauerte zwei Monate und verstand sich als Auftaktveranstaltung nach einer 3-monatigen bedingten Pause. Die Besucher:innen entdeckten die Gerstenberger Höfe und ihre Akteur:innen in der KUMA. Die Gesprächsrunden und die Auswertung der Umfrage wurden zum Ende hin der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Die Organisation und Koordinierung der Ausstellung erfolgte durch ehrenamtliche Arbeit. Durch den Aktionsfonds konnten der Fotodruck der Bilder sowie Mittel für die Öffentlichkeitsarbeit (Flyer Druck) finanziert werden. Die Kulturmanufaktur versteht sich dezidiert als soziokulturelles Zentrum, das unentgeltlich betrieben wird, um diesen Ort für Frankfurt zu erhalten. Die Stadt braucht solche Orte der Partizipation und Begegnung. In der KUMA treffen sich benachbarte Künstler:innen aus dem Quartier, wodurch neue Ideen entstehen können.


UNITHEA #23 - Festival »kontaktLOS - Laczmy sie«

UNITHEA ist ein jährlich stattfindendes Kulturfestival. In enger Zusammenarbeit mit den Städten Frankfurt (Oder) und Słubice entstand ein virtueller kultureller Begegnungsort auf beiden Länderseiten. Unter dem Motto: „kontaktLOS! Łączmy się!“ wurden künstlerische und kulturelle Formate durch Vernetzung und Austausch als Grundlage für einen gemeinsamen Dialog genutzt. Da das Festival von Studierenden der Viadrina organisiert und durchgeführt wird, wurden zusätzlich die Initiativen der Universität zur Mitgestaltung des Festivals motiviert, um mehr Studierende der Viadrina in die Umsetzung des Festivals mit einzubeziehen und die Verbundenheit zwischen Stadt und Universität zu fördern. Statt in diesem Jahr das UNITHEA aufgrund der Pandemie ausfallen zu lassen, wurden die Fördermittel dafür genutzt, lokale Akteur:innen während der Corona-Krise zu unterstützen. Das UNITHEA-Festival fand erstmals auf der digitalen Bühne statt und wurde somit auch von zu Hause, dem Garten, dem Balkon oder der Arbeit erlebbar gemacht. Zum einen erhielten dadurch lokale Akteur:innen dringend benötigte Aufträge und damit verbundene Honorare und zum anderen erhielten Bürger:innen Abwechslung durch lokal produzierte Unterhaltung. Das Programm gestaltete sich dabei vielfältig, möglichst deutsch-polnisch und interaktiv.
Die Programmpunkte setzten sich teilweise aus vorher, von den Künstler:innen selbst, produzierten Videos und Live-Auftritten zusammen. Zu jeder Zeit wurde auf die Einhaltung des Mindestabstandes geachtet. Zwischen den Programmpunkten gab es Moderationen durch das UNITHEA-Team, das sich in der Festivalzentrale in der Europa-Universität Viadrina befand.
Ganz nach dem Motto “Kultur für alle” bot UNITHEA als Non-Profit Festival Bürger:innen aus allen gesellschaftlichen Schichten die Möglichkeit, Kultur ohne preislichen Aufwand für die Dauer von drei Tagen zu erfahren.
Das UNITHEA-Team ging in diesem Jahr neue Wege, die Kultur der Doppelstadt den Menschen, und zwar nicht zielgruppenorientiert, sondern in ihrer vielfältigen Gesamtheit näher zu bringen. Nicht zielgruppenorientiert bedeutet demnach, dass jede:r unabhängig von Geschlecht, Alter, Nationalität und Beruf angesprochen wurde. Zielsetzung war, dass alle mindestens einen interessanten Programmpunkt für sich entdecken, denn die Interessen sind unterschiedlich und die Vielfalt der Bewohner:innen des Quartiers ist groß!
Dabei wurden alle Veranstaltungen unter Berücksichtigung der Vorgaben der aktuell gültigen Eindämmungsverordnung umgesetzt. Sofern in diesem Rahmen möglich, fanden einzelne Veranstaltungen (zum Beispiel das Bemalen einer Giebelwand durch eine:n Künstler:in) auch im öffentlichen Raum statt und es wurde einem breiteren Publikum virtuell zugänglich gemacht. Durch die eingeschränkte Reisefreiheit wurde der Austausch mit den Partner:innen auf der polnischen Seite ausschließlich in virtueller Form realisiert.
Mit dem Projekt strebte man an, die Grenzen virtuell neu zu setzen und zu gestalten. Es war trotz Grenzschließung und Ausnahmezustand möglich, zusammenzuarbeiten. Dies zeigten beispielsweise die Künstler von Art Garage, die auf der Słubicer Seite sichtbar für die Bürger.innen Frankfurts und P. Banause, der auf der Frankfurter Seite sichtbar für die Bürger:innen Słubices, jeweils ein aufeinander abgestimmtes Kunstwerk, zur selben Zeit, auf eine Wand malten. Durch verschiedene Kooperationen zwischen Frankfurter und Słubicer Künstler:innen und Institutionen wurde die geschlossene Grenze in der virtuellen und realen Welt nicht mehr relevant. Daher ist das Projekt auch ein neuer Erfahrungsraum gewesen, von dem alle Mitwirkenden und das Publikum profitiert haben. Die Bürger:innen des Quartiers konnten zum einen lokale Künstler:innen kostenlos erleben und zum anderen, etwas der Anonymität und Vereinsamung entgegenwirken, selbst an verschiedenen Programmpunkten teilnehmen, wie z. B. Speedfriending, gemeinsames Kochen, Zeige uns deinen Freiraum, Insektenhotel bauen u. v. m.. Darüber hinaus wurden eine Schreibwerkstatt und ein Poetry Slam Workshop angeboten.
Das Festival wurde mit einem Tool (OBS) auf verschiedenen Kanälen gestreamt (Instagram, Facebook, YouTube) sowie auf der eigenen Webseite. Für diejenigen, die sich nicht registrieren wollten, gab es den Zugang über diese Webseite: www.unithea.eu.
Die Werbung für das Festival verlief über Presse, soziale Plattformen und E-Mail Verteiler. Dabei halfen unterschiedliche Medienpartner:innen (z. B. RadioEins oder Nasze Slubice PL) und Multurplikator:innen (z. B. die Presseabteilung der EUV).
Das Projektteam bestand aus 23 Studierenden, einer an der EUV angestellten Person, die das Projekt betreute und zwei Ehrenamtlichen. Darüber hinaus war eine Person Teil des Teams, die die technische Koordination zur Aufgabe hatte und dafür ein Honorar erhielt. Aus dem Verfügungsfonds wurden Künstler:innenhonorare in Höhe von 2.000,- € finanziert.
Das Budget wurde aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre aufgestellt, wobei einige Förderer aufgrund der aktuellen Situation „abgesprungen“ sind. Es wurde streng darauf geachtet „unwichtiges“, wie z. B. Festivalgadgets oder Flyer, zu streichen, sodass so viele lokale Akteur*innen wie möglich (vorrangig Künstler*innen) bezahlt werden konnten, die in Zeiten der Corona-Krise unter Verlusten von Aufträgen und somit unter starken finanziellen Problem litten.


Abschlussveranstaltung Frankfurt-Slubice-Pride

Die Abschlussveranstaltung der ersten „Frankfurt (Oder)–Słubice-Pride“ fand am Ende des Aktionstages am 5. September 2020 auf dem Brückenplatz - Plac Mostowy 2.0 in der Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Straße sowie dem angrenzenden Parkplatz neben der ehemaligen Grundschule Mitte statt. Der Aktionstag konnte öffentlichkeitswirksam ein Zeichen für gesellschaftliche und sexuelle Vielfalt setzen, die Sichtbarkeit der LGBTQ*-Community als Teil der vielfältigen Stadtgesellschaft erhöhen und sich klar gegen Sexismus und Homophobie in der Doppelstadt positionieren.
Die Abschlussveranstaltung bot den Teilnehmer:innen am Aktionstag aber auch interessierten Bürger:innen die Möglichkeit, sich an den verschiedenen Ständen zum Thema zu informieren, entsprechende Angebote in der Stadt und der Region kennenzulernen und sich mit anderen Bürger:innen darüber auszutauschen. Den Rahmen dafür bildete ein Bühnenprogramm mit Konzerten lokaler, queerer Künstler:innen und inhaltlichen Redebeiträgen. Gemeinsam organisiert von verschiedenen Akteur:innen der Initiativgruppe waren dort im Zeitverlauf ca. 400 Menschen, die miteinander ins Gespräch kamen, künstlerischen und inhaltlichen Beiträgen folgten und die Informationsangebote verschiedener Akteur:innen aus Frankfurt und der Region Berlin-Brandenburg wahrnahmen. Der gesamte Aktionstag wurde von ca. 800 Personen besucht.
Mit der Veranstaltung konnte ein Beitrag zur Verbesserung der (Freizeit-)Angebote in der Stadt, insbesondere für LGBTQ*-Personen geleistet werden, die sonst kaum über Treffpunkte u. ä. im Stadtgebiet verfügen. Damit trug sie auch zur Erhöhung der Sichtbarkeit dieser Menschen in der Stadt bei und förderte eine vielfältige Gesellschaft mit gleichen Möglichkeiten für alle. Auf diese Weise konnte die Aktion auch zu einer höheren Identifikation von LGBTQ*-Personen mit ihrer Stadt und ihrem Stadtteil führen, die sonst für solche
(Frei-)Räume eher nach Berlin oder in andere Großstädte fahren. Als offenes Angebot mit Musik und Informationsständen beschränkte sich die Abschlussveranstaltung des Pride-Aktionstages aber nicht alleine auf die Zielgruppe, sondern fungierte explizit auch als Angebot an alle Bürger:innen im Stadtteil, sich über das Thema zu informieren und auszutauschen.
Durch das Zusammenkommen unterschiedlicher Menschen konnte gelebte Vielfalt ein Stück weiter Normalität werden. In der Initiativgruppe, die die Veranstaltung ehrenamtlich organisierte, sind auch viele Bürger:innen aktiv, die sich erstmals in solche Prozesse einbrachten. Diese Gruppe bleibt bestehen und plant aufbauend auf diese äußerst erfolgreiche Veranstaltung, definitiv auch im nächsten Jahr einen Pride in unserer Doppelstadt zu organisieren, möglichst unter Einbindung weiterer Akteur:innen. Insofern konnte das Projekt nachhaltiges soziales Engagement von Bürger:innen vor Ort fördern. Die Finanzierung erfolgte im Wesentlichen erwartungsgemäß. So fielen Honorare in Höhe 150 Euro für künstlerische Beiträge bzw. eine dem Anlass entsprechende Moderation der Veranstaltung durch die Drag Queen Gloria Viagra an. Allerdings fielen für die Band „Brokatowe Damy“ durch die nötige Anreise mit dem Auto aus Poznan, die wegen des Transports ihrer Instrumente nötig war, etwas höhere Fahrtkosten als ursprünglich veranschlagt an. Außerdem wurden diese in bar ausgezahlt, da durch die Überweisung auf ein Nicht-Euro-Konto unverhältnismäßig hohe Bearbeitungsgebühren angefallen wären. Insgesamt blieben die Kosten aber trotzdem etwas unter der beantragten Summe, weil die Band auf ein Honorar verzichtete. An der Finanzierung des gesamten Aktionstages waren zudem weitere Förder:innen beteiligt, darunter unter anderem das Bündnis „Die Vielfaltsgestalter Frankfurt (Oder)“, der AStA sowie das Gleichstellungsbüro und die Abteilung Diversity der Viadrina und der queere Landesverband AnderArtig e. V.
Sowohl die Aktion als auch die Abschlussveranstaltung waren ein großer Erfolg und übertrafen alle Erwartungen der Organisatator:innen. Die gesetzten Ziele konnten in vollem Umfang erreicht werden und durch die überaus positive Berichterstattung in der Region, im Land und sogar international konnte die Sichtbarkeit für LGBTQ* in Frankfurt (Oder) und Słubice deutlich gestärkt werden. Neben den Aktionen im nächsten Jahr ist die Initiativgruppe auch mit politischen Akteur:innen der Doppelstadt im Gespräch, um weitere Verbesserungen anzustoßen. Insofern hatten diese Aktion und die Initiative ganz klar eine nachhaltige Wirkung erzielt.


Sammelaktion - Lego- Rampen für Frankfurt (Oder)

Im Zeitraum vom 10. August bis zum Weltkindertag am 20. September 2020 wurden im Rahmen des Projektes „Lego-Rampen für Frankfurt (Oder)“ Legosteine für den Bau von mehreren Rampen für Einzelhandelsgeschäfte im Quartier gesammelt. Es waren vorwiegend gebrauchte Legosteine, die dann am 20. September in einer Gemeinschaftsaktion mit dem Kindercafé Wirbelwind, der Kinderbeauftragten der Stadt und der WoWi zusammen mit Kindern und deren Familie zu soliden Rampen für Rollstühle, E-Rollis und Kinderwagen zusammengeleimt wurden.
Die Aktion war offen für alle und wurde im Rahmen des Weltkindertages in lokalen Medien sowie den Kanälen der Kooperationspartner:innen beworben. An zehn verschiedenen zentralen Orten bzw. Einrichtungen wurden Sammelstationen ausgeschildert. Dafür wurden gut sichtbare Schilder an den jeweiligen Stellen ausgehängt, die zu Spenden aufriefen. Dem konnte jeder und jede sowohl als Privatperson als auch als Einrichtung nachgehen. Es wurden viele Lego Steine benötigt. Die Schilder befanden sich beispielsweise im MehrGenerationenHaus MIKADO, im Vermietungszentrum der Wohnungswirtschaft sowie auch in einigen Arztpraxen. Die Sammelaktion bildete also die Voraussetzung für die Aktion am Weltkindertag. Sowohl der Sammelprozess als auch die Bauaktion machten auf das wichtige Thema Barrierefreiheit aufmerksam. Gleichzeitig wurde hierdurch ein stärkeres Bewusstsein bei allen Mitmachenden (Einrichtungen, Familien, Passant:innen) generiert, dass solche professionelle Rampen einfach fehlen.
Die bunten Lego-Rampen machten es deutlich, aber es war und blieb nur eine temporäre Attraktion. Durch diese Aktion wurde ein Miteinander, also eine gute Teilhabe aller Bürger:innen im Quartier gefördert. Mit dem Aktionsfonds wurden 10 Schilder in Höhe von 150 Euro finanziert. Vor allem die Mitarbeit von Kindern und Jugendlichen war den Veranstalter:innen sehr wichtig. Sie erfuhren bei dieser Aktion, dass sie selbst als Bewohner:innen der Stadt aktiv im Stadtgeschehen mitwirken können, ihre Stadt mit entwickeln und Verantwortung übernehmen können.


Ostjournal

Die sechste Ausgabe des mit Hilfe des Gründungszentrums der Europa-Universität Viadrina gegründeten Magazins „OstJournal für Politik, Kultur & Gesellschaft“ beschäftigte sich mit Blick auf die beiden Schwesterstädte Frankfurt (Oder) und Slubice und anlässlich des 30. Jahrestages der Einheit mit dem Thema der „Aufarbeitung, Aneignung, dem beharrlichen Ausverhandeln und der selbstbewussten Neuerfindung des Ostens“. Diese Prozesse lassen sich hier vor Ort und in unserem Quartier besonders gut beobachten. Gesellschaftliche Entwicklungen und die europäische Integration unter den Bedingungen der Wende- und Nachwendezeit hier vor Ort wurden in dieser Ausgabe des OstJournals diskutiert und am 15.10.2020 ab 18 Uhr in der Kulturmanufaktur Gerstenberg der Öffentlichkeit präsentiert. Es waren einige der Autor:innen des Journales anwesend. Die Artikel wurden einzeln vorgestellt.

Ziel war es, die Themen des Heftes mit den Anwesenden zu diskutieren und über die Wende- und Nachwendezeit sowie auch Zukunftsentwürfe ins Gespräch zu kommen. Mithilfe der Moderation und von Schreibinseln, die in der gesamten Fläche der KUMA verteilt waren, konnten eigene Erfahrungen kommuniziert, notiert und miteinander auf einer Memory Wall geteilt werden. Personalleistungen, ein kleiner Snack für die Gäste sowie ein Glas Sekt wurden getragen durch die Kulturmanufaktur Gerstenberg. Dieser Ort versteht sich dezidiert als soziokulturelles Zentrum, als Ort der Partizipation und Begegnung und war damit ein geeigneter Veranstaltungsort für diesen Anlass.

Die Veranstaltung sollte zum einen zeigen, dass ein spannendes Magazin wie das Ostjournal in Frankfurt (Oder) entsteht. Zum anderen sollte durch die Inhalte die Auseinandersetzung mit der eigenen Stadt, Region und dem eigenen Leben gefördert werden. Der Austausch der Gäste untereinander wurde durch den Gesprächscharakter des Abends im Allgemeinen und der expliziten Aufforderungen zum Austausch im Gespräch zu den spezifischen Artikeln und zur Nutzung der Schreibinseln in der Fläche, charakterisiert. Die Beiträge im Journal beschäftigten sich mit den Prozessen und der Brüchigkeit in den letzten 30 Jahren, mit Stadtwahrnehmung und auch mit den Solidaritätsbewegungen in Corona-Zeiten in der persönlichen Nachbarschaft oder zwischen Polen und Deutschland.

Es wurden Dinge aufgegriffen, die die Menschen hier vor Ort alle miterlebt haben und über die gemeinsam gesprochen werden konnte. Auch in der Folge werden Ausgaben des Ostjournals in der KUMA frei zugänglich lesbar sein und der Austausch soll miteinander in Unterhaltungen lebendig gehalten werden durch Gesprächsabende zu Fragestellungen und Erfahrungen der Menschen hier in der Umgebung. Ebenso werden durch die Inhalte des Ostjournals und die Unterhaltungen darüber die Auseinandersetzung mit der eigenen Stadt und ihren Menschen in den letzten 30 Jahren gefördert und es wird nach vorn gerichtet explizit die Frage gestellt, wie man jetzt und in Zukunft gut miteinander leben kann.

Auch wird die Kulturmanufaktur Gerstenberg als Begegnungsort im Quartier gestärkt. Sie spricht eine direkte Einladung zum Mitwirken aus und stärkt damit nicht nur den Stadtteil, sondern auch Partizipation im Quartier. Die Aktion wurde hauptsächlich durch ehrenamtliche Arbeit getragen, inkl. Vorbereitungstreffen, Veranstaltungsplanung, Hygienekonzept, Vorbereitung Snacks sowie klassische und digitale Öffentlichkeitsarbeit insgesamt über je 20 Stunden von verschiedenen Personen. Mit dem Aktionsfonds konnte die Raummiete in Höhe von 245 Euro finanziert werden.


P. Banause kommt nach Hause - Ausbesserung des Wandgemäldes

Das Wandgemälde „Mädchen mit dem Kissen“ wurde im Rahmen des deutsch-polnischen UNITHEA-Festivals #23 im Juni 2020 vom ehemals in Frankfurt (Oder) wohnenden Künstler P. Banause geschaffen und erfreute sich seit dem ersten Tag großer Beliebtheit. Die regionale Presse berichtete mehrfach über das Kunstwerk - sogar überregional fand es Beachtung. Die Bürger:innen der Doppelstadt und Tourist:innen fotografierten das Kunstwerk nahezu täglich und es wurde in verschiedenen Social-Media-Kanälen gepostet, versehen mit dem hashtag „frankfurtoder“.

Auf dem Oder-Neiße-Radweg gelegen, zeigt es neben dem eher hart wirkenden Brücken-Graffiti von „153-Design“ ein weiches und herzliches Bild. Beides jedoch in Kombination direkt an der Brücke gelegen, dem Symbol der Doppelstadt, ergibt es ein Bild, welches zeigt, dass die junge künstlerische Szene in der Stadt akzeptiert und ihr Raum gegeben wird. Street-Art ist vergänglich - das wissen alle Künstler:innen und Liebhaber:innen der Szene. Es wird damit gerechnet, dass die Kunstwerke irgendwann übermalt werden. Jedoch ist dieses Kunstwerk ein Symbol und sollte somit bei Möglichkeit erhalten werden. Zusammen mit dem gegenüberliegenden Graffiti auf der polnischen Seite des Slubicer Künstlerkollektivs „Art Garage“, ist es eine Erinnerung an die Corona-Pandemie und die, erstmals seit gefühlter Ewigkeit wieder, geschlossener Grenze im März 2020.

Die Kunstwerke symbolisieren vor allem die hervorragende Stimmung zwischen Frankfurter und Slubicer Bürger:innen, trotz Grenzschließung. Da es ein Herzensprojekt war, wurde der Antrag auf Ausbesserung gestellt. Auch Mitglieder der Stadtverwaltung sprachen sich für eine Ausbesserung aus, nachdem Stellen des Kunstwerks von unbekannten Personen, teilweise mit beleidigenden Inhalten, übermalt wurden. Die Symbolkraft des Werkes wurde bereits angemerkt und darüber hinaus verschönert es das Quartier und erzeugt ein positives Gefühl beim Betrachten. Der zum Teil beleidigende Inhalt der Aussagen, die über dem Mural gesprüht wurden, erzeugt ein gegenteiliges Gefühl bei den Betrachter:innen. Daher war es wichtig, dass es wiederhergerichtet wurde. Das belegten auch die zahlreichen Hinweise und Bitten in den sozialen Netzwerken. Ferner wurde die Stadtverwaltung mehrfach über die “Schmierereien” informiert. Dies alles zeigt, dass das Kunstwerk den Bewohner:innen ebenfalls am Herzen lag.

Der Künstler P. Banause reiste für diese Arbeiten nach Frankfurt (Oder), um hier dann ehrenamtlich an der Ausbesserung zu wirken. Der Aktionsfonds wurde genutzt für die Sprühdosen im Wert von 200 Euro und für die Reisekosten des Künstlers in Höhe von 50 Euro. Zur Weihnachtszeit konnte dann mit den Arbeiten begonnen werden, so dass das Mural wieder ansehenswert wurde.



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